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Bauwende einleiten – Für eine ressourcenschonende Bau- und Immobilienwirtschaft

03.03.2021 10:30 - 12:00 in Berlin (Deutschland)

Experten begrüßen die Vorschläge der Fraktionen von FDP und Bündnis 90/Die Grünen zur „Bauwende“. In einer öffentlichen Anhörung des Ausschusses für Bau, Wohnen, Stadtentwicklung und Kommunen unter der Leitung von Mechthild Heil (CDU/CSU) über zwei von den Fraktionen eingebrachten Anträge bekräftigten die Sachverständigen am Mittwoch, 3. März 2021, die Notwendigkeit von mehr Nachhaltigkeit, Klima- und Ressourcenschutz im Baubereich. Beide Initiativen gingen grundsätzlich in die richtige Richtung. Dennoch gab es auch Kritik im Detail: So wurden unter anderem grundlegende Reformen und eine Beschleunigung bau- und planungsrechtlicher Verfahren angemahnt, um eine Bauwende zu ermöglichen.

Um die Quote von Recyclingmaterial im Baubereich zu erhöhen, plädierte Felix Pakleppa, Hauptgeschäftsführer des Zentralverbands Deutsches Baugewerbe, dafür, Ausschreibungen zu vereinfachen. „Wir brauchen zudem unabhängig zertifizierte Güteklassen“, erklärte Pakleppa.

Michael Basten, Hauptgeschäftsführer des Bundesverbands Baustoffe – Steine und Erden, betonte die Wichtigkeit von Anreizen, etwa durch eine „zügige Verabschiedung der Mantelverordnung“, um recycelte Baustoffe in den Markt zu bringen. Das Potenzial sei gegeben: Es liege nach Auffassung seines Verbands im „zweistelligen Millionenbereich“.

Für eine Bewertung von Baustoffen auch anhand des Aspekts „graue Energie“ – also der Energie, die etwa bei ihrer Herstellung, beim Transport oder bei der Lagerung entsteht – unterstützte auch Dietmar Walberg von der Arbeitsgemeinschaft für zeitgemäßes Bauen. Allerdings, so wandte der Sachverständige ein, gebe es bislang keine verbindliche Grundlage für eine Art Zertifizierung. Solange die Industrie hier nicht mehr Informationen liefere, bleibe man „meilenweit von einer Art Ressourcenausweis“ für Baustoffe entfernt.

Der Diplom-Ingenieur Professor Eike Roswag-Klinge von der Technischen Universität Berlin, mahnte die Notwendigkeit an, im Rahmen einer Bauwende auch den Flächenkonsum zu reduzieren. Es brauche dafür neue Nutzungskonzepte, Wohnmodelle und eine stärkere Nahverdichtung in den Städten.

Die Diplom-Ingenieurin Professor Annette Hillebrandt von der Fakultät für Architektur und Bauingenieurswesen an der Bergischen Universität Wuppertal, forderte ebenfalls ein Umdenken in der Bauwirtschaft. Einer der größten Hebel zur Erreichung der Klimaziele sei die Suffizienz im Hinblick auf Flächen- und Rohstoffverbrauch. Dementsprechend befürwortete sie eine stärkere Nutzung von Recyclingmaterial. Wieder aufbereitete Baustoffe seien durch Abriss in Deutschland genügend vorhanden und meist sogar im Umkreis von „30 Kilometern“, argumentierte die Architektin.

Prof. Dr. h. c. Heinrich Köster, Präsident der Technische Hochschule Rosenheim, konstatierte in der Diskussion um nachwachsende Baustoffe zwar den deutlichen Bedeutungszuwachs von Holz. Dennoch sei Holz nicht überall richtig. Köster plädierte daher für eine Kombination von Baustoffen und hybride Bauweise. „Es geht ja nicht nur um eine Verringerung des CO2-Fußabdrucks, sondern auch um bezahlbares Wohnen.“

Den Aspekt der Bezahlbarkeit des Bauens mit Holz griff der Bauunternehmer Dr. Ernst Böhm, Gründungsgesellschafter der B&O-Gruppe, auf, sah hier aber akut keine Gefahr. Holz als Baustoff sei früher etwa zehn Prozent teurer als klassische Baustoffe gewesen. Doch dies ändere sich: Digitalisierung und Innovationen im Maschinenbau sorgten dafür, dass der Holzbau in dieser Hinsicht anderen Baustoffen nicht mehr unterlegen sei, so Böhm.


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