Architektur statt Antibiotika
Jedes Jahr infizieren sich eine halbe Million Menschen in Deutschland mit Krankenhauskeimen. Architekten, Molekularbiologen und Mediziner haben den Keimen nun den Kampf angesagt. In einem gemeinsamen Projekt entwickeln sie ein neues Patientenzimmer.
Das deutsche Gesundheitssystem gibt pro Klinik-Patient mehr Geld aus, als die meisten Länder der Welt – fast 70 Milliarden Euro zahlen die gesetzlichen Krankenkassen Jahr für Jahr an die Krankenhäuser. Die deutschen Patienten sind deshalb aber keineswegs optimal versorgt. Seit Anfang 1990 hat sich die Zahl der deutschen Krankenhäuser laut Statistischen Bundesamt um circa 20 Prozent verringert; die durchschnittlicheVerweildauer hat sich im selben Zeitraum auf sieben Tage halbiert. Die Gesundheitsreformen der vergangenen Jahre erhöhten enorm den Druck auf Krankenhäuser, effizient und wettbewerbsfähig zu agieren; sie müssen heute über hoch anpassungsfähige Gebäudestrukturen und effiziente Prozessabläufe verfügen.
Hinzu kommen der starke Anstieg des Auftretens behandlungsresistenter Keime in Krankenhäusern und die Furcht vieler Patienten, sich in einer Klinik mit einem dieser Keime zu infizieren. Jährlich erkranken in Deutschland circa 500.000 Patienten an solchen Infektionen; etwa 10.000 bis 15.000 Patienten versterben pro Jahr aufgrund von diesen Krankenhausinfektionen. Vie-le dieser Infektionen führen auch zu einer Verlängerung der Verweildauer im Krankenhaus, die den Pflegebetrieb zusätzlich belasten. Damit haben Krankenhausinfektionen auch erhebliche wirtschaftliche Konsequenzen.
Text: Sunder, Wolfgang, Braunschweig