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Wie lösen wir den Klammergriff der ökonomischen Ausquetschung?

Ob die Erfahrung des Lockdowns die Sache beschleunigt hat? Anfang Juni verabschiedete die Stadt Offenbach ein vom Hamburger Büro urbanista erarbeitetes Zukunftskonzept Innenstadt. Julian Petrin und Sven Lohmeyer von urbanista über den Schlüssel zur Post-Shopping-City und vitale Innenstädte als Daseinsvorsorge

Der Einzelhandel ist seit langem in der Krise – und mit ihm die Innenstädte. Hat Corona Einzelhandel und Innenstädten den Rest gegeben?

Sven Lohmeyer Im Februar, also vor der Coronakrise, prognostizierte das Institut für Handelsforschung aus Köln, dass bis zum Jahr 2030 zwischen 20.000 und 68.000 Einzelhändler in Deutschland ihren Betrieb einstellen. Ende Mai veröffentlichte der Handelsverband aktuelle Zahlen: Er geht davon aus, dass abseits des Lebensmittelhandels jedes dritte Geschäft akut bedroht ist – das wären rund 100.000 Händler. Corona ist ein Brandbeschleuniger, ein Zeitraffer.

Julian Petrin Ging man während des Lockdowns hier in Hamburg in die Innenstadt, war es greifbar: Diese Innenstadt hat ihren Sinn verloren! Zwischenzeitlich war sie leergefegt. Ohne den Konsum-Buzz, den es hier sonst gibt, bleiben in dieser City nur öde Räume übrig, mit denen man nichts anfangen kann. Inzwischen ist Leben zurückgekehrt, ein Stück weit auch die Kauflust, aber man spürt, dass es nicht zusammenpasst. Viele Läden sind nach wie vor leer, andere haben Zugangsbeschränkungen, es gibt Schlangen davor. Das absurdeste Bild, das sich mir eingeprägt hat, ist ein Schild vor einem großen Buchladen: „Bitte gehen Sie zügig rein, kaufen Sie Ihr Buch, gehen Sie schnell wieder raus.“ Damit ist der Sinn eines Buchladens verlorengegangen, denn das kann ich wirklich im Internet besser machen.

Text: Friedrich, Jan, Berlin

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