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Informatiker – die Bankster von morgen?

Warum mein Berufsstand langsam anfangen sollte, sich für die Außenwelt zu interessieren, die ihm Pizza und Cola zahlt, und warum ein hippokratischer Eid für die Informatik benötigt wird.


Es gab einmal eine Berufsgruppe gefragter Experten, die hohe Gehälter kassierte und komplexe Produkte baute, die die Außenwelt nicht mehr verstand (sie selbst oft auch nicht, aber die Produkte verkauften sich ja). Diesen Experten war das egal, denn sie hatten ihre komfortable Subkultur mit ihrem eigenen Spezialjargon. Sie lösten eine Menge Probleme, die für sie in ihrer kleinen Welt bedeutend waren, hatten aber das Ganze aus dem Blick verloren. So veränderten sie die Gesellschaft global und in massiver Art und Weise, und stürzten am Schluss sogar viele ihrer Mitmenschen in prekäre Verhältnisse.

Die Rede ist, sehr generalisierend, von einer Gruppe von Bankern, die mit der Finanz- und der Immobilienkrise nicht nur für enorme gesellschaftliche Verwerfungen gesorgt haben, sondern auch den aufrichtigen und wohlmeinenden Rest ihres Berufsstands mit einem gesellschaftlichen Stigma versehen haben, das heute noch nicht ganz wieder abgeschüttelt ist. Sehr plastisch sind noch Bilder von Demonstrationen an der Wall Street in Erinnerung, die unter anderem auch die sehr explizite wie unangenehme Aufforderung Jump, you fuckers! auf den Schildern trugen.

Ich schreibe diesen Artikel, weil ich glaube, dass eine weitere Berufsgruppe gerade auf dem Weg ist, die gleichen Fehler zu machen. Es handelt sich um die Informatiker – meine eigene Profession. ...


Zum Autor

Alexander von Gernler ist Leiter der Forschungs und Entwicklungsabteilung der genua GmbH. 2014 wurde er zum GI-Junior-Fellow ernannt. Seit 2017 ist er darüber hinaus Vizepräsident der Gesellschaft für Informatik e. V. (GI).

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